Notizen als Schlüssel zur Führungskräfteentwicklung

Die Kunst des Notierens und wie diese Technik zu einem mächtigen Werkzeug für Führungskräfte werden kann: In einem inspirierenden Vortrag zeigte Pavel Hrica, wie das planmäßige Festhalten von Gedanken und Ideen aus verschiedensten Quellen nicht nur das Gedächtnis unterstützt, sondern auch die Entscheidungsfindung verbessert sowie die eigene Kreativität und Innovation fördert. 

Intelligentes “Notizenmachen” für persönliches Wissenswachstum

Im Zentrum von Pavels Arbeit als Geschäftsführer steht die frühkindliche Förderung in benachteiligten Gemeinden. Besonders hervorzuheben ist sein Ansatz, Roma-Frauen als „Omamas“ auszubilden, die Familien mit Hausbesuchen unterstützen. Aus seiner persönlichen Erfahrung berichtete Pavel, wie Notizsysteme ihm dabei helfen, Wissen effektiv zu speichern. Er nutzt dafür Tools wie Evernote sowie Konzepte aus den Büchern „How to Take Smart Notes“ und „Building a Second Brain“. Besonders wichtig ist ihm dabei eine Liste mit Lebensfragen und konkreten Projekten, die seine Lernprozesse lenken. Pavel stellte dafür seine eigene Liste von zwölf langfristigen zentralen Fragen („Lebensfragen“) vor, die Themen wie Folgen von Armut und persönliche Entwicklung umfassen.

Zettelkasten-Methode: Struktur für Kreativität

Sein Einstieg in dieses Thema war vor Jahren die von Niklas Luhmann entwickelte Zettelkasten-Methode. Pavel erklärte die drei Arten von Notizen: 

Flüchtige Notizen (Fleeting Notes)

  • Schnell aufgeschriebene Gedanken, Ideen oder Beobachtungen, die dir spontan einfallen.
  • Sie sind vorläufig, unstrukturiert und sollen kurzfristig festhalten, was dir wichtig erscheint.

Literaturnotizen (Literature Notes)

  • Zusammenfassungen und Gedanken zu Inhalten, die du aus externen Quellen wie Büchern, Artikeln oder Vorträgen aufnimmst.
  • Wichtig ist dabei, dass du in deinen eigenen Worten formulierst und nicht einfach kopierst.

Dauerhafte Notizen (Permanent Notes)

  • Ausgearbeitete, eigenständige Notizen, die langfristig in deinem Wissenssystem bleiben.
  • Sie entstehen oft aus den flüchtigen oder Literaturnotizen und enthalten klare, präzise Gedanken oder Argumente, möglichst so, dass sie ohne Kontext verständlich sind.
  • Dauerhafte Notizen werden miteinander vernetzt (verlinkt), um ein lebendiges Wissensnetzwerk aufzubauen.

Pavel betonte insbesondere, wie wichtig diese Vernetzung ist, um neue Zusammenhänge zu schaffen – ein Prozess, der Kreativität und Innovationskraft entscheidend steigert. 

Roam Research: Vernetztes Denken leicht gemacht

Als bevorzugtes Werkzeug für seine Notizen nutzt Pavel Roam Research. Trotz monatlicher Kosten von etwa 15 Euro schätzt er besonders die Möglichkeit der bidirektionalen Verlinkung. Mit mittlerweile rund 120 bis 130 vernetzten Notizen zu Kernthemen wie „Lebensstrategien der Armen“ und „Verbesserung der Denkfähigkeiten“ verfolgt Pavel einen minimalistischen Ansatz: Lieber viele kleine, eng verknüpfte Notizen statt langer, unübersichtlicher Texte. Seine Notizen dienen ihm als Gedächtnisstütze für Meetings, Infos über seine Kolleg:innen oder auch persönliche Entwicklungspläne. Er ermutigte die Teilnehmer:innen des Webinars, sich eine Gewohnheit des regelmäßigen Notierens und Verlinkens der Notizen aufzubauen.

Digitale Notizgewohnheiten: Einfach, effektiv, nachhaltig

Pavel ist bereits seit rund zehn Jahren überzeugter Nutzer digitaler Notiztools wie Evernote. Besonders schätzt er den langfristigen Nutzen: Je mehr Notizen sich ansammeln, desto wertvoller wird das System. Durch geschickte Verlinkung schafft er Verbindungen zwischen verschiedenen Wissensgebieten – ein Prinzip, das ihm beim Schreiben von Büchern ebenso hilft wie beim Festhalten von Ideen im Alltag. Auf Fragen aus dem Publikum erklärte Pavel, dass das Organisieren seiner Notizen mittlerweile zur Routine geworden sei und keinerlei Belastung darstelle – im Gegenteil: Das System verschaffe ihm Überblick und Flexibilität.

Lebensfragen als Kompass für effizientes Lernen

Abschließend stellte Pavel sein Konzept vor, Informationen zu „Lebensfragen“ systematisch zu erfassen und Gedanken effizient digital zu verknüpfen. Er hob die Bedeutung von langsamem Lesen und schriftlicher Reflexion für ein tieferes Verständnis hervor. In einer angeregten Diskussion tauschten sich die Teilnehmer:innen über die Vor- und Nachteile von digitalen und handschriftlichen Notizen aus – und Pavel zeigte sich als klarer Befürworter digitaler Tools – aus Gründen der Praktikabilität.

Infos zu Pavel Hrica

Pavel leitet Cesta von (deutsch: Weg hinaus), eine inzwischen große, zivilgesellschaftliche Organisation, die sich der Bekämpfung generationenübergreifender Armut verschrieben hat. Sie beschäftigt ortsansässige Frauen und junge Führungskräfte aus marginalisierten Roma-Gemeinschaften in der Slowakei und hat ihre Arbeit mittlerweile auch auf Tschechien ausgeweitet.

 


Foto von Nathália Rosa auf Unsplash