Mentoring als Schlüssel zur Führungsentwicklung: Die Relevanz für moderne Führungspersönlichkeiten

von Prof. Dr. Ulrike Kuhn (Köln)

 

In der Zivilgesellschaft stehen Führungspersönlichkeiten vor der Herausforderung, gesellschaftliche Veränderungen und komplexe soziale Probleme aktiv zu gestalten. Mentoring hat sich als zentrales Instrument zur systematischen Förderung der Entwicklung zukünftiger Führungskräfte etabliert.

Studien zeigen, dass mentorbasiertes Lernen nicht nur spezifische Fähigkeiten vermittelt, sondern auch das Selbstbewusstsein und die Identität der Führungspersönlichkeiten stärkt (Eby u.a.: Protégé perceptions of mentoring, 2013). Durch Mentoring können Mentees wichtige Netzwerke aufbauen, die für die Förderung gesellschaftlicher Anliegen unerlässlich sind. Die Unterstützung durch Mentoring ermöglicht es ihnen, sich schneller in einer neuen Organisation oder Rolle zurechtzufinden (Allen u.a.: Aspects of organizational life, 2017).

Mentoring fördert den intergenerationalen Austausch von Ideen und Perspektiven, was für den Wissenstransfer, die persönliche und institutionelle Resilienz und die Innovationskraft in der Zivilgesellschaft entscheidend ist. In Zeiten, in denen Führungspersönlichkeiten kreative Lösungen und soziale Verantwortung benötigen, wird Mentoring zu einem Schlüsselwerkzeug für die Entwicklung der Kompetenzen und des Engagements, die für positive Veränderungen erforderlich sind.

Darüber hinaus ist es für Organisationen von großer Bedeutung, die Führungsmotivation talentierter Mitarbeitender zu stärken. Nur diejenigen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, werden aktiv an der Erweiterung ihrer Führungskompetenzen arbeiten. Studien belegen, dass Mentoring die Führungsmotivation von Mentees fördert, indem es deren Selbstwirksamkeitserwartung in Bezug auf Führung erhöht (Joo et al., 2018). Zudem ermutigt Mentoring Mentees, ein klares Selbstbild als Führungskraft zu entwickeln.

Mentoring-Elemente und -Modelle im Leaders of Tomorrow-Programm

Um sicherzustellen, dass zukünftige Führungspersönlichkeiten in der Zivilgesellschaft bestmöglich auf ihre Herausforderungen vorbereitet sind, müssen strukturierte Programme etabliert werden. Das „Leaders of Tomorrow“-Programm bietet einen vielversprechenden Ansatz, um diese Lücke zu schließen. Es zielt darauf ab, durch gezieltes Mentoring die Führungsmotivation zu stärken und den intergenerationalen Austausch zu fördern.

In dem Entwicklungsprogramm sind die Mentoring-Elemente in allen Phasen integriert, sodass sie während des gesamten Entwicklungsprozesses umfassende Unterstützung bieten.

Gruppen- und Peer-Mentoring

In den verschiedenen Phasen des Programms spielt das Gruppen- und Peer-Mentoring eine entscheidende Rolle. Zu Beginn, im Rahmen der Intensivwoche, erleben die Teilnehmenden verschiedene Gruppenübungen, interaktive Formate und Simulationen, die sie gemeinsam bewältigen. Diese Erfahrungen fördern nicht nur den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe, sondern sind auch entscheidend für die Entwicklung von persönlichen und sozialen Kompetenzen.

Der Gewinn des Peer-Mentorings liegt darin, selbst erlebte Situationen, Herausforderungen und Entscheidungsprozesse intensiv im Austausch mit Gleichgesinnten zu reflektieren. Es entsteht ein vertrauensvolles Miteinander in der Kohorte, dass es den Teilnehmenden ermöglicht, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen und voneinander zu lernen. Dieses vertrauensvolle Zusammenwachsen legt den Grundstein für nachhaltige Beziehungen, die auch in späteren Phasen des Programms und im Alumni-Netzwerk von unschätzbarem Wert sind.

Individuelles Coaching (One-to-one-Mentoring)

Die (zukünftigen) Mentor:innen sind als Trainer:innen integraler Bestandteil der Intensivwoche und haben dadurch die Gelegenheit, die Teilnehmenden kennenzulernen sowie ihre eigenen Schwerpunkte und Erfahrungen vorzustellen. In Einzelgesprächen und einem “Speed-Dating-Format” können die Teilnehmenden zudem direkt miteinander interagieren und so eine gute Passung zwischen Mentee und Mentor:in finden. Diese Grundlage ist für das Mentoring besonders wertvoll, da Mentee und Mentor:in bereits eine Woche lang miteinander interagiert haben, was ein starkes Vertrauen sowie ein fundiertes Verständnis für die jeweiligen Haltungen zu zentralen Leadership-Themen und -Herausforderungen schafft. Dies bildet einen erheblichen Vorteil im Vergleich zur Suche nach einem Mentor oder einer Mentorin auf dem oft unübersichtlichen Markt.

Die Mentees wählen ihren Mentor oder ihre Mentorin eigenständig aus, wobei sie ihr Wissen über die Persönlichkeit des/r Mentor:in, deren Haltung zu zentralen Leadership-Fragen sowie den persönlichen Mentoring-Stil, der entweder stärker coaching-orientiert oder beratungs-fokussiert sein kann, berücksichtigen.

Darüber hinaus bildet der während der Intensivwoche erarbeitete persönliche Entwicklungsplan für viele Mentorings eine ausgezeichnete Grundlage und Referenz, insbesondere in der Anfangsphase. Über einen Zeitraum von 12 Monaten erhalten die Teilnehmenden individuelle Unterstützung durch regelmäßige Treffen mit ihren Mentor:innen, wobei vielfältige Themen wie Selbstbewusstsein in der Führung, Entscheidungsfindung unter Druck, Teamdynamik und Change Management im Fokus stehen können. Diese umfassende thematische Ausrichtung unterstützt die Mentees darin, ihre Fähigkeiten als bereits etablierte Führungspersönlichkeiten weiterzuentwickeln.

Das Mentoring bei Leaders of Tomorrow bietet entscheidende Vorteile: Der individuelle Wissenstransfer ermöglicht es den Teilnehmenden, von der Expertise erfahrener Mentor:innen zu profitieren und spezifische Führungsfähigkeiten (weiter)zu entwickeln. Gleichzeitig stärkt das Programm das Selbstbewusstsein der Mentees und unterstützt sie dabei, die Hoffnung und das Potenzial in sich selbst zu erkennen. Oprah Winfrey bemerkte treffend: „A mentor is someone who allows you to see the hope inside yourself.“ Darüber hinaus fördert das Mentoring den Aufbau wertvoller Netzwerke mit Gleichgesinnten und erfahrenen Führungskräften, was den Austausch von Ideen anregt und stabile Unterstützungsstrukturen schafft.

So wird Mentoring zu einem Schlüsselinstrument für persönliches und berufliches Wachstum, das nicht nur die individuellen Fähigkeiten stärkt, sondern auch eine Gemeinschaft fördert, in der sich die Mentees gegenseitig inspirieren und unterstützen können.

Kurz & Knapp

Führungspersönlichkeiten im zivilen Sektor stehen in einer sich ständig wandelnden gesellschaftlichen Landschaft vor komplexen Herausforderungen. Das “Leaders of Tomorrow“ -Programm fördert durch gezieltes Mentoring den Wissensaustausch zwischen erfahrenen Führungskräften und aufstrebenden Talenten. Strukturierte Mentoring-Prozesse (One-to-one-Mentoring) und Peer-Mentoring stärken das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden und helfen ihnen, wertvolle Netzwerke aufzubauen. Mentoring ist zentral für das Programm und trägt zur Schaffung einer starken Gemeinschaft von Führungspersönlichkeiten bei.

 


Dieser Artikel ist zuerst erschienen in Stiftung&Sponsoring RS 03.25